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Herzlich Willkommen!
Montag Tag 3
7:45 Uhr Frühstück, vorher noch zur Blutabnahme und Gewichtskontrolle. Meine Ängste haben mich sehr im Griff, immer wieder habe ich Panik vor dem vollen, lauten Essensraum, am Buffet... Ohne meine Kopfhörer und einem Stimmtoy/Fidgetdings in der Hand kann ich mich hier gar nicht mehr bewegen. Ich benötige sehr viel Zeit, bis ich mich raus aus meinem Zimmer traue, bis ich mich durch die Flure, Gänge, die Cafeteria traue, bis ich mich in den Essraum an meinen Tischplatz traue. Dort angekommen muss ich mich dann erstmal ausruhen/erholen vom Stress der Ängste und dann erneut Mut schöpfen, um an das Buffet am anderen Ende des Essraums zu gelangen - aber erst wenn keine_r mehr dran steht.
8:25 Uhr musste ich mich arg beeilen, denn ich saß noch beim Essen und der nächste Termin war schon dran: Therapeutische Bezugsgruppe mit einer Psychologischen Psychotherapeutin. Dort sind wir 10 Menschen aus dem ADHS-Bereich.
Als erstes findet eine "Wie geht es mir grad?"-Runde statt (wie ich es aus meinen anderen Aufenthalten in Reha- und Tagesklinik bereits kannte), danach kommt Organisatorisches dran, denn sie kann unsere Therapiepläne gestalten lassen. So hoffe ich, bald auch Physiotherapie zu erhalten, denn das viele Sitzen bekommt meinem (hEDS-) Körper nicht so gut.
Auf 14 Uhr hattte ich dann mein Psychologisches Aufnahmegesräch mit meiner Bezugstherapeutin (die gleiche wie bei der therapeutischen Bezugsgruppe). Sie stellte mir einige Fragen, die ich beantwortete. Dann gab sie mir noch zwei Fragebögen zum Ausfüllen mit und notierte sich meine Emailadresse, um mir einen Link zu einem weiteren großen Fragenkatalog zu schicken.
Dannach musste ich dann schon schnell weiter zu meiner ADHS-Gruppe bei dem Chefarzt der Klinik. Zum Glück hat er stets einen vollen Terminkalender und so kam auch er erst später.
In dieser Gruppe sind auch (fast) alle meiner anderen Gruppe. Er begrüßte mich als Neu-Angekommene und wollte von mir wissen, seit wann ich meine ADHS-Diagnose habe und was mein größtes Problem mit ADHS sei. Ich überlege etwas länger und meinte dann: "Meine Zeitblindheit:" Damit konnte er ersteinmal nichts anfangen, daher erklärte ich es in die Runde, bekam aber von den anderen zustimmendes Nicken und Verstehen entgegengebracht. Dann besprachen wir gemeinsam das Thema (hauptsächlich "Unpünktlichkeit") und er sagte ganz gute Sachen dazu. Z.B. wenn wir nie eine Katastrophe erlebten, wenn wir zuspät kämen, sei es doch auch kein wirkliches Problem. Und: wenn die Menschen sie doch dann kennen und wissen, dass sie immer spät sind, dann kann man dies ja auch so abspeichern und akzeptieren und gut ist.
Überhaupt erfahre ich hier überall eine starke Haltung des Annehmens! Ich darf (mit allem Scheiß, wie Panikattacken) hier sein, so wie ich nunmal gerade bin. Nicht nur das Personal entgegnet mir so, sondern auch alle Mitpatient_innen. Das finde ich einfach richtig, richtig toll!